Zentrum für verfolgte Künste

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Tel.:

(0212)2581418
  • Museum bietet: Parkplatz vorhanden
  • Museum bietet: Regelmäßige Führungen
  • Museum bietet: Führungen für Kinder/Jugendliche
  • Museum bietet: Angebote für Schulklassen

Solingen ‘93
29.05.2023 - 17.09.2023

Ausstellung

Beschreibung

Am 29. Mai 1993 wurde in der Unteren Wernerstraße in Solingen ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus verübt, fünf Menschen türkischer Abstammung wurden ermordet. Der rassistische Anschlag stellt Solingen in eine bittere Reihe mit Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda und Mölln. Die sogenannte Pogromstimmung der beginnenden Neunziger ist aber kein abgeschlossenes Zeitphänomen, sondern offenbart vielmehr den in der Gesellschaft vorhandenen Rassismus, Antisemitismus und die Gefahr rechter Gewalt. Die Morde in der Unteren Wernerstraße machen fassungslos. Für die Angehörigen bedeuten sie einen unwiederbringlichen Verlust und eine tiefe Traumatisierung. Sie sind ein Alarmsignal und Zeichen, dass eine offene und pluralistische Gesellschaft nicht selbstverständlich ist.

Nach Solingen kamen München, Hanau, Halle, die NSU-Morde und Bombenanschläge, der Tod von Oury Jalloh in einer Polizeistation in Dessau und weitere Auswüchse rechten Terrors. Das Gedenken der Folgen rassistischer Gewalt, das Sichtbarmachen der Opfer und ein breiter Diskurs über das Geschehene werden noch immer überschattet von Täter:innennarrativen und einer Reihe von Versäumnissen in der Aufklärung.

In den letzten Jahren gerät die Zeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands und die rassistischen und politisch motivierten Attentate rechter Gewalt vermehrt in den künstlerischen Fokus – Özlem Özgül Dündar konzipiert das Hörspiel „Türken, Feuer“, Fatma Aydemir schreibt „Dschinns“, Hengameh Yaghoobifarah schreibt das Buch „Das Ministerium der Träume“, die ARD veröffentlicht die Podcasts „Saal 101“ über den NSU-Prozess und „BRD Noir“ über den Anschlag auf das Münchner Oktoberfest.

„Critical friends“ begleiten als Kuratorium die Ausstellung Solingen ‘93. Bundesminister Cem Özdemir hat den Vorsitz übernommen. Mitglieder des Kuratoriums sind: Murad Bayraktar, Birand Bingül, Nuran David Çalis, Ali Can, Prof. Dr. Rauf Ceylan, Hüseyin Michael Cirpici, Birgül Demirtas, Prof. Burcu Dogramaci, Özlem Özgül Dündar, Taylan Engin, Özge Erdogan, Eren Güvercin, Musa Kavalli, Murat Kayman, Tayfun Keltek, Ozan Zakariya Keskinkilic, Mai-Phuong Kollath, Mirza Odabasi, Seda Rass-Turgut, Cemil Sahinöz, Cigdem Toprak und Prof. Lale Yildirim.

Die Ausstellung Solingen ‘93 will zeigen, wie an die Todesopfer rechter Gewalt seit 1980 erinnert wird, wie die lokalen Gesellschaften auf die traumatischen Ereignisse reagieren, welche Initiativen in Solingen nach 1993 oder in Hanau nach 2020 entstanden sind. Hier wird das Zentrum für verfolgte Künste sein eigenes Objekt: Die Stadt Solingen, der Landschaftsverband Rheinland und alle Gründungsmütter und -väter wollten mit diesem Museum nach dem Brandanschlag ein Zeichen für eine pluralistische Gesellschaft und gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus, Intoleranz und Rassismus setzen.

Eigens für die Ausstellung geschaffene Porträts der Künstlerin Sandra del Pilar erinnern mit den individuellen Lebensgeschichten an die fünf ermordeten Menschen. Die Künstlerin Beata Stankiewicz hat ein Porträt der 2022 verstorbenen Mevlüde Genc geschaffen.

Zusätzlich zu der Einladung an die Solinger:innen im Museum ihre Erinnerungen aufzeichnen zu lassen, führt das Museum zusammen mit dem Haus der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen Videointerviews mit Zeitzeug:innen durch. Interviewt werden u.a. Hatice und Cihat Genc, Birgül Demirtas, aber auch der damaligen Innenminister der Bundesrepublik Deutschland Rudolf Seiters.

Ab dem 2. Mai sind alle eingeladen, Ihre Erinnerungen an Solingen ‘93 zu teilen. Eine Auswahl kurzer Statements und Berichte über die damaligen Erlebnisse werden in Ausschnitten in der Ausstellung gezeigt. Danach werden die Aufzeichnungen vollständig und dauerhaft im Stadtarchiv Solingen zu einem „Archiv der Gegenwart“ zusammengeführt. Hier sind alle gefragt: Kommen Sie für ein Interview ins Zentrum für verfolgte Künste und werden Sie ein Teil des Erinnerns! Gedenken gemeinsam gestalten.

„Archiv der Gegenwart“. Interviews, Berichte von Erlebnissen und Erinnerungen an Solingen ‘93 vom 2. Mai bis zum 19. Mai 2023 im Zentrum für verfolgte Künste. Täglich außer montags von 13:00 bis 17:00 Uhr oder nach Terminvereinbarung unter info@verfolgte-kuenste.de. Der Eintritt ist selbstverständlich frei.

Link zur Ausstellung:

www.verfolgte-kuenste.com/

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