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Museum Ludwig

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Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus
18.02.2017 - 14.05.2017

Ausstellung

Beschreibung

Er ist einer der originellsten Abstrakten des 20. Jahrhunderts und dennoch einer der am wenigsten bekannten. Fast 40 Jahre nach seiner letzten Retrospektive mit Werkverzeichnis (1978 im Rheinischen Landesmuseum Bonn) zeigt das Museum Ludwig das Werk von Otto Freundlich (1878–1943). Mit Hilfe von rund 80 Exponaten zeichnet die Ausstellung Werk, Denken und Leben eines Künstlers nach, der Gemälde und Skulpturen ebenso schuf wie Fenster und Mosaike; der in leidenschaftlicher Auseinandersetzung mit den wichtigsten Kunstströmungen seiner Zeit einen eigenen Weg zur Abstraktion fand und der schließlich von den Nazis an den Rand gedrängt, als „entartet“ verfemt und als Jude ermordet wurde.

Diese Ausgrenzung und Auslöschung von Werk und Künstler prägt noch immer die Rezeption. Viele von Freundlichs Arbeiten wurden im nationalsozialistischen Deutschland zerstört. Sein Großer Kopf, den die Nazis 1937 auf das Titelblatt ihres Ausstellungsführers Entartete Kunst setzten, ist noch heute sein bekanntestes Werk. Die Retrospektive soll nun eine Begegnung mit seinem Gesamtwerk ermöglichen und es in das Zentrum der kunstgeschichtlichen Entwicklung rücken. Die Ausstellung setzt ein mit den um 1910 entstandenen Kopf-Plastiken und -Zeichnungen und stellt seine kaum bekannten angewandten Arbeiten neben seine Skulpturen, Gemälde und Gouachen. Sie liefert zudem Einblicke in seine Schriften, in denen er sein Schaffen sozial und künstlerisch verortet hat.

Freundlich, der seit 1924 in Paris lebte, war mit führenden Künstlern seiner Zeit befreundet. Einen Appell an den französischen Staat zum Ankauf eines seiner Werke unterzeichneten 1938 Robert und Sonia Delaunay, Alfred Döblin, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso und viele andere. Charakteristisch für seine eigene Entwicklung war zunächst die Nähe zur angewandten Kunst. In Teppichen, Mosaiken und Glasmalereien schloss er an die mittelalterliche Tradition der Zünfte an, um sie mit einer kollektiven Kunst der Zukunft zu verbinden. In der leuchtenden Flächigkeit alter Kirchenfenster sah er die Begrenzungen einer plastischen, von den Konturen der Gegenstände her konzipierten Kunst überwunden.

Mit seinen eigenen angewandten, erst recht mit den abstrakten Arbeiten verfolgte er diesen Weg weiter. Die Abstraktion verstand er als Ausdruck einer radikalen Neuerung, die weit über die Kunst hinausging. Die gekrümmten Farbflächen seiner Gemälde reflektieren etwa das Raumkonzept der Physik Einsteins, mit der er schon früh vertraut war. Die Überwindung der Gegenständlichkeit hat aber auch eine soziale Dimension. Für Freundlich war alle dingliche Wahrnehmung von Besitzdenken durchdrungen und damit überholt: „das Objekt als Gegenpol des Individuums wird verschwinden; also auch das Objekt-sein eines Menschen für den andern“. Den Zusammenklang der Farben auf seinen Bildern sah er stets in einem Zusammenhang mit dem großen Ganzen. In dem Kommunismus, für den er kämpfte, sollte es keine Grenzen mehr geben „zwischen Welt und Kosmos, zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mein und Dein, zwischen allen Dingen, die wir sehen“.

Die Retrospektive versammelt zahlreiche Leihgaben. Eines der schönsten Exponate aber – und ein Herzstück der Ausstellung – stammt aus Köln: Das eindrucksvolle Mosaik Geburt des Menschen (1919), das Nationalsozialismus und Krieg wie durch ein Wunder in einem Schuppen überstanden hat. 1954 installierte es die Stadt Köln im neu errichteten Opernhaus. Danach geriet es – obwohl es stets öffentlich zugänglich war – nach und nach in Vergessenheit. Nun wird es im Museum Ludwig gezeigt: als ein Hauptwerk des Künstlers und zum ersten Mal im Kontext des Gesamtwerks.

Die Ausstellung wurde von Julia Friedrich am Museum Ludwig konzipiert. Im Anschluss wird die Ausstellung vom 10. Juni – 10. September 2017 im Kunstmuseum Basel zu sehen sein.
Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Musée Tavet-Delacour in Pontoise, das Freundlichs Nachlass beherbergt.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters.

Sie wird großzügig unterstützt von der Art Mentor Foundation Lucerne, der Kulturstiftung der Länder, dem Landschaftsverband Rheinland sowie der Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig e.V.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Prestel Verlag, der Werk, Leben und Denken Otto Freundlichs umfassend vorstellt und den Stand der Forschung präsentiert.

Link zur Ausstellung:

www.museum-ludwig.de

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